Friday, February 19, 2010

#198, die Schönheit der Anderen

Kurz vor dem Abi muss es gewesen sein, als ich von meinem guten Freund Fl. einmal einen wollüstigen Anruf erhielt. Dieser war durchaus nicht erotischer Natur, stattdessen wollte der Anruf nur auf eine derart gesteigerte Zufriedenheit hinweisen, dass sie schon einer Schönheit gleichkam. Fl. also hatte vor über einem Jahrzehnt bereits das Aurelio-Prinzip begriffen, und sein Anruf ging in etwa so:
Fl: Uuuuaaaah.
Ich: Fl? Bist du das?
Fl: Jaaaaaa.
Ich: Was machst du?
Fl: Ich liege in meinem Bett.
Ich: ...
Fl: Im Zentrum der Reinheit.
Ich: Oh.
Fl: Das musst Du Dir vorstellen:
Ich habe mein Zimmer aufgeräumt und geputzt.
Später habe ich das Bett frisch bezogen.
Und dann habe ich mich geduscht.
Jetzt ist alles, alles sauber, es duftet, und ich bin mittendrin.
Ich weiß nicht mehr, wie ich darauf reagiert habe. Wahrscheinlich habe ich ihn ausgelacht. Tatsächlich aber denke ich zwischen frischen Bettlaken seitdem jedes Mal an dieses Telefonat, und meistens ärgere ich mich: Denn irgendwie klappt es bei mir nie. Entweder habe ich nicht die ganze Wohnung geputzt, oder ich habe keine Kraft mehr, mich noch zu duschen. Fl.s Schönheitsmoment nervt mich, aber er wird mich noch lange begleiten und das ist schön.

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