Sunday, February 28, 2010

#8 In silenzio

Si sta come, d'autunno, sugli alberi, le foglie.
(G. Ungaretti)

Saturday, February 27, 2010

#64, Die Schönheit der Trauer, die sich unbeobachtet glaubt

Ich bin sehr froh, dass wir als Thema für Aurelio die Schönheit und nicht das Glück gewählt haben. Ich komme darauf, weil wir diese beiden Begriffe oft synonym gebrauchen, der schöne Moment ist der glückliche Moment.
Aber vor kurzem wurde geweint, und fernab von der Wollust der Depression war da Schönheit in dieser Trauer. Denn wie alle schönen Dinge genügte diese Trauer sich selbst.

Friday, February 26, 2010

#110 Sei anni

Suo fratello voleva che pensasse a lui solo in bianco e nero, con la cartella dell’asilo e ancora senza passaporto. Non condividevano l’infanzia, lui aveva perso la sua giovinezza da qualche parte ed era ormai più vecchio di lei.
A lei piaceva pensare che c’è più coraggio nella rettitudine, che l’ostinazione non l’avrebbe fatta sentire impotente. Quando arrivò, la rassegnazione era un sentimento nuovo e stiracchiato, in fondo sarebbe bastato poco una piccola luce, un pezzo di dolce da dividere.
Lui prova sempre ad andare molto lontano ma non riesce neanche ad alzarsi dal letto.
Lei lascia sempre le finestre socchiuse e un po’ di cioccolato sul tavolo in cucina.

Thursday, February 25, 2010

#112, Die Schönheit zwischen Friseurtermin und dem nächsten Morgen

R. kam zur Tür herein, nämlich direkt vom Friseur. Wie Männer nur den Unterschied nicht bemerken können. Selbst wenn es sich nur um geschnittene Spitzen handelt, ist der Unterschied doch augenscheinlich, er liegt im Verhalten. R. wirkte wie ein kleiner Junge, er war unsicher, griff sich in die Haare, die sich für ihn wohl anders anfühlen mussten, wartete auf erlösendes Wort. Menschen, die direkt vom Friseur kommen, sind schön. Nicht, weil der Friseur Wunder vollbracht hätte, oft ist genau das Gegenteil der Fall. Aber mit den Haaren ist auch die Selbstgewissheit hin, und für einen kurzen Zeitraum ist es möglich, den gerade frisch Beschnittenen dabei zuzusehen, wie sie sich selbst neu erschaffen.

Wednesday, February 24, 2010

#6 Stasera

Gli ultimi passi prima del traguardo.

Monday, February 22, 2010

#94 Memento

F. disegnava madonne scomposte e jazz. Suonava il basso, accostava colori come si accostano un paio di jeans ad un paio di calzini. La biancheria gliela mandava la mamma e aveva le pareti del bagno dipinte di verde. Capriccioso, sempre incerto, cucinava e rideva bevendo vino rosso. L’ho visto ascoltare concerti in fondo al prato in silenzio religioso e urlarmi contro inviperito per una questione di centri storici a pagamento. C’è sempre una canzone delle mie che mi riporta a lui ed io non posso pensare ad un volto amico che non sia il suo.

Sunday, February 21, 2010

#180, die Schönheit der Pronomen

Situation: Zwei Menschen stehen beieinander und sprechen über eine dritte Person.
Beispielsätze: Er hat nicht gegrüßt. Sie hat gelacht.
Meistens bin ich in dieser Situation Person 4, ich stehe neben den beiden, die sprechen, und höre zu. Und freue mich über die unverständliche Vertraulichkeit, die in den Pronomen sie und er zum Ausdruck kommt, ohne dass sich jemand darüber klar würde. Wenn über 3 gesprochen wird, greifen wir auf unser Bild von 3 zurück. Wie er/sie aussieht, geht, wie er/sie die Hände beim Sprechen benutzt. Es ist ein ganz persönliches Bild von 3, das wir haben, und das wir im Pronomen transportieren. Natürlich können 1 und 2 ganz unterschiedliche Bilder von 3 haben, aber das sehen sie nicht, oder vielmehr haben sie blindes Vertrauen in das Verständnis des Anderen und es tut auch überhaupt nichts zur Sache. Wichtig ist viel mehr die Intimität, die wir im er und sie ausdrücken. Es gibt ein viel intimeres Band zwischen 1-und-3 sowie zwischen 2-und-3, als 1 und 2 jemals haben können. Denn im du steckt bereits die Idee des Anderen, Fremden, des Spiegelbilds.

Saturday, February 20, 2010

#55 Pigrizia

Di bello ricordo: la carta stagnola blu che una bimba faceva roteare al vento fuori dal finestrino in un film visto il primo anno di università, i riccioli neri di Ferdinando come sempre perplesso la prima volta che l’ho incontrato, le strade di Pisa di notte con il senso del tempo affacciato alla finestre buie.

Friday, February 19, 2010

#198, die Schönheit der Anderen

Kurz vor dem Abi muss es gewesen sein, als ich von meinem guten Freund Fl. einmal einen wollüstigen Anruf erhielt. Dieser war durchaus nicht erotischer Natur, stattdessen wollte der Anruf nur auf eine derart gesteigerte Zufriedenheit hinweisen, dass sie schon einer Schönheit gleichkam. Fl. also hatte vor über einem Jahrzehnt bereits das Aurelio-Prinzip begriffen, und sein Anruf ging in etwa so:
Fl: Uuuuaaaah.
Ich: Fl? Bist du das?
Fl: Jaaaaaa.
Ich: Was machst du?
Fl: Ich liege in meinem Bett.
Ich: ...
Fl: Im Zentrum der Reinheit.
Ich: Oh.
Fl: Das musst Du Dir vorstellen:
Ich habe mein Zimmer aufgeräumt und geputzt.
Später habe ich das Bett frisch bezogen.
Und dann habe ich mich geduscht.
Jetzt ist alles, alles sauber, es duftet, und ich bin mittendrin.
Ich weiß nicht mehr, wie ich darauf reagiert habe. Wahrscheinlich habe ich ihn ausgelacht. Tatsächlich aber denke ich zwischen frischen Bettlaken seitdem jedes Mal an dieses Telefonat, und meistens ärgere ich mich: Denn irgendwie klappt es bei mir nie. Entweder habe ich nicht die ganze Wohnung geputzt, oder ich habe keine Kraft mehr, mich noch zu duschen. Fl.s Schönheitsmoment nervt mich, aber er wird mich noch lange begleiten und das ist schön.

Thursday, February 18, 2010

#96 L’amicizia ai tempi dell’Ikea

In casa c’è un divano due posti trovato per strada e un letto che si tiene su con i libri perché mancano le gambe. Non c’è una postazione TV e, in effetti, non c’è neanche una TV.
Non siamo poveri.
Il freddo fuori, una cena divertente, l’indolente voglia di far tardi, siamo finiti a guardare sul portatile, accovacciati davanti alla scrivania su spartane sedie svedesi, una puntata a caso di un telefilm qualsiasi.
Non sapremo mai come andrà a finire quella serie e abbiamo scoperto di essere anche un po’ pirati, poco coraggiosi e alquanto sbilenchi.

Wednesday, February 17, 2010

#200, die Schönheit des Unverständnisses

Wenn man, so wie ich, viel mit Fremdsprachen zu tun hat und von Berufs wegen auch eine Handvoll davon beherrscht, dann wird das Hinhören zur fixen Idee. So wie ich im Ausland das Deutsche, wenn auch aufgrund der Distanz nicht verstehen, so doch anhand von Rhythmus und Kadenz in der Menschenmenge unbedingt dingfest machen muss, so justieren sich meine Ohren wie Parabolantennen in Deutschland, wenn ich eine Sprache höre, die ich normalerweise übersetze. Das geschieht gegen meinen Willen, ich kann nicht anders, wenn ich Gespräche in mir verständlichen (schlimmer noch: halbwegs verständlichen!) Sprachen höre, läuft in meinem Kopf bereits die Simultanübersetzung an. Das ist anstrengend und ermüdend, weil mich schließlich die Alltäglichkeiten der Anderen, egal in welcher Sprache sie vorgetragen werden, auch nicht in besonderem Maße interessieren. So wie ich hinhöre, schauen sich, denke ich mir, Zahnärzte die Gebisse von anderen Fahrgästen in der Metro an.
Deshalb sitze ich in öffentlichen Verkehrsmitteln gerne neben Menschen, die nicht so aussehen, als würden sie irgendeine europäische Sprache sprechen. Denn wenn da zwei auf Arabisch miteinander säuseln, auf Thai kichern oder auf Russisch diskutieren, dann kann ich meine Ohren endlich zuklappen. Die Rede der Anderen hören wie ein beliebiges Geräusch und mich entspannen.

Tuesday, February 16, 2010

#51 Sbadigli

C’è il sole. Tutta la stanza è arancione, le tende, il piumone, il cane che dorme.
Non scalda molto, ma come si fa a biasimarlo? Anche il suo è stato un lungo letargo.
Arriverà anche il giorno in cui farà meno freddo e un po’ di incoraggiamento non può far male.

Monday, February 15, 2010

#200, die Schönheit des Standpunkts (oder des BVG-Fernsehens III)

Die Schönheit des Standpunktes, damit war ich noch nicht fertig. Ich beharre so ein bisschen auf diesem Thema, weil ich glaube, dass es für uns urbane, junge, gut ausgebildete und weitgehend mittellose Erwachsene von überraschender Wichtigkeit ist. Überraschend deshalb, weil uns niemand darauf hinweist. Niemand sagt: Hey, wenn ihr euch nicht entscheidet, wisst ihr nicht, wer ihr seid.
Ich glaube ja, das Problem liegt im Deutschunterricht. Genauer gesagt, in der Erörterung. Da wurde uns beigebracht:
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Pro-Argumente
2.2 Contra-Argumente (oder anders herum)
2.3 Synthese
3. Schluss
Und nur im Schluss durfte man dann kurz sagen, was man eigentlich selber von Abtreibung/Cannabis-Legalisierung/Erasmus-Aufenthalten hielt. Bloß, nach 8 Seiten handschriftlicher Aufzeichnungen hatte man ja schon längst die Schnauze voll und außerdem eine angehende Sehnenscheidenentzündung, und länger als eine halbe Seite durfte das Ganze ohnehin nicht werden. Deswegen war der Schluss immer Blödsinn und deswegen können wir heute keinen Standpunkt außer zwar-aber vertreten. Dabei verlange ich keinen kategorischen Standpunkt, aber Meinungen lassen sich immer in zwei, drei Unterpunkten zusammenfassen. Und es tut so gut, eine zu haben.
Daher mein Vorschlag ans Kultusministerium in Sachen Volksbildung:
1. Einleitung
2. Schluss
3. Hauptteil
3.1 Pro-Argumente
3.2 Contra-Argumente (oder anders herum)
3.3 Synthese

Sunday, February 14, 2010

#104 Il femminismo

Marta appartiene a quella categoria di donne convinte che sarebbero state madri migliori delle proprie, che l'indipendenza e l'autosufficienza del sesso femminile sarebbe passata dal non insegnare alle figlie a suonare il pianoforte e a studiare danza classica.
L’altra sera l’ho vista in giardino ballare con una bambina, i capelli, che per tutta una vita ha ostinatamente portato legati, ad un tratto le si sono sciolti e lei ha riso.
A guardarle io ho sorriso ed ho pensato ai capelli lunghi, lisci, neri di mia madre che quando ero piccina, in macchina seduta sul sedile posteriore, volevo sempre accarezzare.
Io che avevo solo riccioli.

Saturday, February 13, 2010

#200, die Schönheit des BVG-Fernsehens II

Z.B. habe ich vor kurzem im BVG-Fernsehen ein Zitat von Kurt Tucholsky gelesen. Ich wusste bereits aus früheren Aufeinandertreffen, dass Kurt zu meinen Freunden zu zählen ist, denn schon mehrmals hat er mir die Worte aus dem Mund genommen und in dieser ihm eigenen Lakonie neu zusammengeschraubt. Im Metro-Fernsehen nun brachten sie diesen Eineinhalb-Zeiler, der alles, was ich tags zuvor noch Freund RH gegenüber weitschweifig erörtert hatte, gehörig abkürzte. Kurt sagt: „Das Eine ist richtig und das Andere auch. Bloß das Zwar-Aber, das ist immer falsch.“ (Oder so ähnlich. Ich hatte sogar farbige Post-Its dabei, aber es hätte ja wenig Sinn gemacht, sie auf den Bildschirm zu kleben.) Worauf ich hinauswill: Es liegt eine Schönheit im Standpunkt. Das bedeutet nicht, ihn brutal zu verteidigen, ich bin kein Fan der Diktatur. Aber wir alle haben doch vergessen, was es heißt, eine Überzeugung zu besitzen. Wir denken im Zwar-Aber, ein gigantischer Debattierclub ohne Meinung und daher ohne bewussten Konsens. Wir sind Individualisten ohne Gefühl für das Selbst. Dabei kann man das trainieren, wenn man klein anfängt: Magst du Katzen? Es gibt kein richtig oder falsch, es gibt nur ein ja oder nein. Darin liegt Schönheit, sage ich. Und Kurt hätte vielleicht genickt.

Friday, February 12, 2010

#127 Ognuno ha gli amici che si merita

Amelia è una ragazza vanitosa, non arriva a parlare di sé in terza persona, ma ultimamente non fa altro che ripetere quanto il grigio del suo nuovo berretto faccia risaltare il verde dei suoi occhi. Amelia sa che affermazioni di questo genere, non così inusuali per lei, potrebbero farla apparire frivola ma non riesce proprio a resistere e ride. Amelia ride molto e si concede molto. Non mette nessun ostacolo tra lei e il mondo, tra lei e le persone, tra lei e gli uomini. Amelia dorme un po’con chi le capita, le piace trovare accanto a sé il letto sgualcito la mattina, il sole sul cuscino e sentire i passi di qualcuno in cucina che le prepara il caffè.

Thursday, February 11, 2010

#199, die Schönheit des BVG-Fernsehens I

Sollte man als denkender Mensch nicht der BVG dankbar sein, dass sie trotz aller Star-News und Schmunzel-Meldungen auch diese nette Zitate-Serie in ihr Metro-Fernsehen aufgenommen haben? Denn wir alle kennen ihn, den unvergleichbar schönen Moment, den eigenen Gedanken in einem Buch paraphrasiert wiederzuentdecken. Das ist der Moment, wenn man, je nachdem, was man zur Hand hat, fahrig einen Satz mit Bleistift unterstreicht, oder ein nach Möglichkeit farbiges Post-it auf die Seite klebt, ein Eselsohr knickt, von dem man hofft, dass es sich nicht aufbiegen möge oder einfach irgendetwas zwischen die Seiten legt, ein Kino-Ticket, einen Flyer, ein Zigarettenpapierchen. Was dann aber natürlich am Ende doch immer herausfällt. Auf diese Weise habe ich Freunde, Vertraute in allen Epochen gefunden. Mein ältester Freund ist Chinese, er heißt Sung Yü und hat 300 v. Chr. gelebt. Und viele seiner Gedichte sind mit Eselsohren markiert.
Natürlich kann man solche Paraphrasen nicht nur in Büchern finden, sondern auch im Film oder in der Musik. Oder eben im Metro-Fernsehen. Klar, sie bringen da auch Zitate zum Schmunzeln, Zitate von Stars (das ist so ähnlich, wie Roy Black unter den „100 wichtigsten Deutschen“ gelistet zu finden), aber manchmal bescheren sie einem auch schöne Momente mit Freunden.

Wednesday, February 10, 2010

#74 Svagata

Le cose non vanno mai troppo bene e alla fine ci si abitua, senza dispiacersi, senza sorprendersi troppo. Si gira nella propria esistenza e a un tratto un po’di sole.
La luce del nord a te, concepita altrove e vissuta inconsapevolmente in riva al mare, fa uno strano effetto. E’bianca, languida, e non riesci a capire da dove arrivi, ma sta lì ad indicarti la strada, così, come se ci fosse sempre stata.

Tuesday, February 9, 2010

#129, die Schönheit der Verarsche

Gestern Abend kamen Freunde, zum Essen. F und A haben ausgiebig das Essen gelobt, haben sich freundlich nach meinen Angelegenheiten erkundigt, haben Freude und Bekümmerung im rechten Maß gezeigt.
Es sind Freunde, die wissen, wie Freundschaft geht. Und weil sie wissen, wie Freundschaft geht, konnten wir nach dem Austausch ansprechender Themen und interessanter Gedanken dazu übergehen, uns gegenseitig zu verarschen.
Ich denke mir: Einen Freund zu haben, der dich stützt, wenn es dir schlecht geht, ist überlebenswichtig. Einen Freund zu haben, der dir neidlos zum positiven Ereignis gratuliert, ist Luxus. Und Freunde, die dich verarschen, auf die Schippe nehmen, die dich aufziehen können, ohne dabei jemals die Grenze zu überschreiten, die sie in dir ahnen, das ist die Hohe Schule der Freundschaft.
Ich hatte gestern einen wirklich feinen Abend.

Monday, February 8, 2010

#73 La dote

La torre di Alexander Platz, prodigio della tecnica, del progresso e dell’illusione, oltre a prendere in giro i neofiti della città, convincendoli che fin tanto che potranno vederla sapranno dove sono, ogni tanto scompare. Complici eventi atmosferici vari, un secondo prima c’è e l’altro no. La prima volta ho pensato che l’avessero portata via, la seconda che non è, poi, così vero che la simpatia sia un falso merito, piuttosto una dote innata.