Monday, March 15, 2010

#170, Die Schönheit des festen Blicks

Die Wissenschaft hat uns über das Medium des Films bewiesen, die Sache mit den Augen sei Humbug. An den Augen ließe sich die Emotion nicht ablesen, wie jahrtausendelang in allen Kulturen behauptet, die Wissenschaft hat da ihre Beweise, das Auge als „Tor zur Seele“, eine Einbildung des Betrachters, nichts weiter. Okay.
Trotzdem besitzt der feste Blick in die Augen des Anderen eine Intensität, die sich mit nichts vergleichen lässt. Und nicht nur das, er hat auch eine intensivierende Wirkung. Wenn zwei sich fest in die Augen sehen, dann geht der Rest der Welt verloren, stürzt grußlos in sich zusammen. Was mit diesem Blick transportiert wird, Verlangen, Wut, Liebe, wird für die Dauer eines Moments zum Allesbestimmer. Alle Verhältnisse fallen von uns ab, der feste Blick härtet uns auf eine einzige Emotion herunter.
Für einen langen Augenblick enthebt uns diese Verbindung zu einem Zweiten den Gesetzmäßigkeiten der Welt. Im Comic wäre dieser Blick ein gleißender Lichtstrahl, in dem zwei sich gegenüberstehen, während der Rest des Vierecks ausgefüllt ist mit dunkler Schraffur.

No comments:

Post a Comment