Friday, December 17, 2010

#199, Mädchenkammer (Achim)

Selbst wenn ich nur den dicken Zeh bewege knarrt der Boden, und jeder Schritt lässt das ganze dumpfe Spektrum eines großen rumorenden Magens erklingen, der unter den alten Teppichen verborgen liegt. Draußen schneit es, wird grade dunkel. Konrad macht die zweite Lampe an, die, die seit einigen Wochen einen Wackelkontakt hat, wie er erklärt. Er tippt an die Birne und sie leuchtet wieder. Ich sehe ihm auf die Füße während er den Tee auf einem silbernen Tablett bringt: Es gelingt ihm, geräuschlos über den Teppich zu schleichen, als ob es einen geheimen Pfad durch die Wohnung gibt, den nur er kennt und der ihn nicht verrät, wenn er nachts auf und ab läuft. Dabei lacht er gerne, erzählt, holt neue Kekse, neuen Tee, und zeigt mir dann auf meinen Wunsch die Mädchenkammer zur Küche. Eine niedrige Tür, ein winziger Flur und ein kleiner Raum, drei Quadratmeter, voller Kartons und Bücher. Ein Bett würde reinpassen, meint er, zumindest ein kleines, ein Schlafplatz, wenn ich die Füße einziehe. Hier hing ein Bild, hier eine Lampe, die Tapete uralt, fast wie gerettet. Aus dem kleinen verstaubten Fenster sehe ich hinunter auf die tiefverschneite Bornholmer Straße – hier will ich wohnen, erkläre ich ihm.

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