Wednesday, January 26, 2011

#198, Cuba-Nachtrag: Viele Kubas

Wir hatten erwartet, dass zwei Wochen ausreichen würden, um uns eine Vorstellung von Kuba zu machen. Doch unser Projekt war ein bisschen kurz gegriffen, denn wir trafen kubanische Gangster in Rapper-Manier, Hausfrauen, die in Ruinen lebten, wir trafen reiche CUC-Kubaner, auch einen katholischen Priester. Und damit fanden wir nicht ein Kuba, eine Wahrheit, an die man sich halten, von der man zu Hause berichten konnte, sondern wir fanden zwei, drei, viele Länder auf dieser Insel.
Die Wahrheit von Jesús war eine, die sich nicht nur auf sein eigenes Land bezog. Der über 70-Jährige ist ein Veteran der Revolution, er hat damals mitgekämpft, das ist verbürgt. Was die aktuelle Weltlage betrifft, ist er erstaunlich gut informiert, wenn man die Nachrichtenleere in den Parteiblättern bedenkt. In seinem Abriss der letzten 50 Jahre strahlt Kuba einen Glanz aus, der die Welt erhellt. Denn Kennedy wurde ermordet, weil er mit Castro paktieren wollte. Und Deutschland, strahlt er, ist noch immer eines der fortschrittlichsten Länder der Welt, weil der kommunistische Teil akzeptiert hat, den kapitalistischen zurückzunehmen.
„Geht und kämpft in euren Ländern für die Revolution,“ gibt er uns nach Stunden mit auf den Weg. Wir nicken, fast schon mit einem Kloß im Hals.

2 comments:

  1. Also ich find nach vielen Kubas eigentlich immer ganz viel Wahrheit.

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  2. Manchmal bin ich nicht sicher, ob du den Kern einer Aussage erfasst.

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