Sunday, March 21, 2010

#186, Die Schönheit von übriggebliebenem Essen

Ich habe ja (siehe „Die Schönheit des Gefragt-Seins“) so ein Problem mit den richtigen Proportionen bei den Essens-Portionen. Die Nahrungs-Produktion für nur eine einzige Person gelingt mir sowenig, wie ich sie für erstrebenswert halte. Die Folge sind allabendlich halbvolle Töpfe, die ich solange sammele, bis ich sie wegwerfe, weil es mich allein schon bei dem Gedanken daran graust, die Kühlschranktür zu öffnen.
Es gibt allerdings die Ausnahme des Samstag-Morgens, so zwischen 5 und 7. Gestern zum Beispiel. Wenn ich zwischen 5 und 7 auf dem Nachhauseweg bin, die Hände an den eiskalten Lenker geklammert, mich gegen den feuchten Ostwind anstemmend, dazu das elende Quietschen des Dynamos im Ohr, denke ich an Essen. Ich erinnere mich, dass da zu Hause noch die angetrocknete Pasta, die traurige Bulette, der eingefallene Salat stehen müsste, und so zwischen 5 und 7, bei Kälte und Wind, gewinnen diese Überbleibsel enorm an Attraktivität. So wie man sich die Männer schöntrinkt, beschreibt mir der Samstagmorgen die Resteessen in den goldensten Farben. Und wenn ich mich dann endlich zu Hause darüber hermache, hat dieses Essen wenig von Nahrungsaufnahme. Es ist ein beinahe bacchantischer Lustgewinn.

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