Thursday, March 11, 2010

#191, Die Schönheit dessen, etwas lange nicht zu tun und es dann doch zu erledigen

Diese Garderobe hing lange an der Wand, bis sie herunterfiel. Ich hatte es auch kommen sehen, denn Dübel rutschen nicht umsonst einen halben Zentimeter aus der Mauer. Tatsächlich hätte ich gleich vorsorgen können, indem ich alle Jacken und Mäntel (es waren so viele, eine Schulklasse hätte man damit einkleiden können) abnehme und das Ding wieder ordentlich festmache. Das habe ich aber natürlich nicht getan. Ich habe stattdessen dabei zugesehen, wie sie jeden Tag ein bisschen mehr herunterhing. Als sie endlich ganz abfiel, musste ich lachen. Hauptsächlich über A.s verdutztes Gesicht, der dachte, er habe etwas kaputt gemacht. Danach lagen die Jacken wochenlang herum, von mir bis auf die Wahrnehmungsgrenze ignoriert. Ich brauchte ja auch bloß eine (das war schließlich der Grund, warum die 37 anderen das ganze Jahr an der Garderobe hängen und die Dübel beanspruchen), die hängte ich über den Stuhl. Aber es ärgerte mich schon auch. Jeden Tag, zwei Wochen lang, stellte ich mir vor, wie ich die dreckige, schwere Bohrmaschine hervorkramen muss, und wie das alles überhaupt nervig ist. Dann, eines Tages, holte ich sie tatsächlich. Es dauerte fünf Minuten, dann hatte ich das Ding wieder dran operiert

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