Sunday, March 7, 2010

#192, Die Schönheit von Dame und Einhorn

La dame à la licorne ist eine Teppichserie, die gut 500 Jahre alt ist. Rilke fand sie toll, er hat sie im Malte beschrieben, und ich habe (ich war ja fast noch ein Kind!) einmal eine Reproduktion derselben aus meiner Schule, na, sagen wir, entwendet. Ich habe die, na sagen wir Entwendung, des Posters niemals bedauert, denn ich habe mich noch immer nicht daran satt gesehen. Meine ist eine Reproduktion des Teppichs mit dem Titel „Das Sehen“, darauf die Frau, die dem Einhorn den Nacken krault und ihm sein Spiegelbild zeigt. Vieles daran ist mittelalterlich, all die symbolhaften Bäume und Kräutlein und Tierchen, die diesen Teppich bevölkern. Manches davon, wie Eiche, Löwe, Lilie, Lamm, könnte ich entschlüsseln, für das meiste bräuchte ich Sekundärliteratur. Heute habe ich es von der Wand genommen, nachdem ich es seit über 15 Jahren täglich vor Augen hatte, und es mir wieder einmal angesehen. Abgesehen davon, dass sie für einen prestigegeilen Popen hergestellt wurde, lässt sich von dieser Darstellung vor allem eins sagen: Sie ist schön. Schön vor 100 Jahren, als Rilke sie gesehen hat, schön vor 15 Jahren, schön heute, innig dieses Vertrauen zwischen Dame und Einhorn.

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