Monday, May 10, 2010

#168, The Dude von der Knef

Es regnet. Ich wühle in den Platten und bleibe bei „The Dude“ von Quincy Jones hängen. Eine Popplatte aus den 80ern, funky, glatt, fett und groovy. Die Platte gehörte mal der Knef, ich weiß es.
Sie und ihre anderen waren in einem erbärmlichen Zustand – je besser die Musik, desto schrecklicher sind die Kratzer – und die richtig guten haben klebrige Flecken und knistern wie ein Höllenfeuer – für Sammler ein Jammer.
Die Platten schienen alles erlebt zu haben, was ein leidenschaftliches Leben bieten kann. Ich suche eine Stelle auf dem Vinyl, die besonders schlimm aussieht, einen Fingerabdruck oder eine Art Saftfleck. Ich platziere die Nadel, und lausche.
Einmal pro Runde gibt es ein Geräusch, als wenn ein Klettverschluss mit einem Ruck aufgerissen wird. Während die Platte sich dreht, folgt mein Auge dieser Stelle - bis mir schwindlig wird. Aus dem Groove grüßt mich der Dude. Und auch wenn er ein wenig zu glatt grinsend aus dem Knistern hervorlugt, freue ich mich, endlich mal eine richtig gute zerkratzte Platte zu haben.

7 comments:

  1. Das ist ja pervers

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  2. Nein, eigentlich ist das wunderschön!

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  3. Nein. Poetischer Mummenschanz.

    Immer einmal pervers mehr

    Stuck!

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  4. Immerhin, Du sprichst dem Ganzen eine gewisse Poesie zu... :)

    Aber was meint das denn: pervers? Bezieht sich das auf die Knef, die du nicht leiden kannst, auf zerkratzte Platten, die du ätzend findest, oder darauf, dass man sich ein Leben vorstellt, das nicht das eigene ist?

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  5. Plaaaateeen. Zerrrkraaatzte Pllaaaatten. Hööören. Die arme Nadel! Das ist doch Nadelquälerei.

    Ein Herz für Plattennadeln! Und die Knef!

    Kein Herz für Anonüüme!

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  6. Wenn ich mich mal mit einer technischen frage einschalten darf: wie geht das eigentlich, platten rückwärts hören?
    damit ich auch endlich mal die satanischen botschaften bei den beatles hören kann?

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  7. Geht nur per Hand und tut der Nadel genauso gut, wie zerkratzte Platten hören.

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