Friday, May 14, 2010

# 200, Dienst am Kunden

Am Tresen ist es schön behaglich, hier ändert sich nichts. Die Gesprächsthemen der Stammgäste sind immer dieselben. Der Wirt sagt, er hätte sich längst daran gewöhnt – „Ich renne nicht weg!“
Er erklärt, wie der Tresen entstanden ist: „Die Gäste wollten zusehen, wenn gekocht wird, um nicht betrogen zu werden.“ Einer der Gäste widerspricht: „Der Tresen ist nur eine Trennlinie, um die Gäste vom Schnaps fern zu halten.“ Er ist betrunken und wiederholt sich.
Wenn dem Wirt die Gäste auf die Nerven gehen, beugt er sich vor, hebt die Hand, öffnet den Mund, zögert, und sagt dann ein paar Worte. Er wendet sich ab, sobald jemand etwas erwidert. Während er zapft, kommt ein neues, altes Thema auf. „Dienst am Kunden“ nennt er das. „Du musst den Gästen den Eindruck geben, sie hätten etwas zu erzählen.“ - auch wenn nur der Wechsel altbekannter Themen den Schein von Schwung gibt. Er blickt zu Boden, wenn er raucht.
Schaum fließt über den Rand, wenn er zapft. Anderswo steht das Fass oberhalb des Tresens - wird gekippt und ausgewechselt, wenn es leer ist. Oder das Bier wird gepumpt. „Kein Schaum, aber natürliche Kohlensäure“ erklärt er. Ich will Schaum, und schaue ihm weiter auf die Finger.

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