Thursday, June 3, 2010

#189, African Rumba

Die Nachricht versprach gar nichts, und nur ungern vereinbarte ich den Termin.
Unten an der Haustür ein Aushang: „Wer nach 23 Uhr die Waschmaschine benutzt, stört die Nachruhe“. Die Treppen sind sauber, Marmor, 60er Jahre, Westberlin. Man riecht es - die Vorliebe für bestimmte Putzmittel hat sich auch hier nicht geändert.

Ich klingele im zweiten Stock. Es ist still, ein paar Sekunden. Mit einem Lachen wird die Tür aufgerissen. Ein stämmiger schwarzer Mann streckt seinen Arm auf den Flur, greift meine Hand und zieht mich hinein. Er ist laut, herzlich, eindringlich, so, als hätte er mich schon Jahre freudig erwartet. Mich schaudert, und im nächsten Augenblick mischt sich gute Laune in die
kribbelnden Glieder. Er wirft Kleider beiseite, verrückt Sessel, und stellt einen Stuhl genau vor die Platten.

Ich sehe die Platten durch, während er Geschichten für drei Romane erzählt.
Er hat die perfekte gute Laune Musik, Reggae, Soul und seltene afrikanische Rumbamusik, Franco und Langa Langa. Ich suche seit Jahren vergeblich danach.
Er will sie beinahe verschenken.

Unten an der Haustür lese in den Aushang erneut. Ich bleibe gelassen. Wenn ich mal Probleme mit einer Waschmaschine habe, komme ich zurück, klingele im zweiten Stock und bin geheilt.

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