Wednesday, June 2, 2010

#200, Werkzeugmarken

Erwin kommt, die Tür schwingt auf. Er geht heute in Rente und gibt einen aus.
Seit Jahren arbeitet er nicht. „Ich parke“, erklärt er. Sie haben einen Deal: Solange sie ihn nicht brauchen, hat er frei. Er hat dafür gesorgt, dass sie ihn nicht brauchen.
Als sie ihm den Computer zeigten, sagte er: „Ich fasse nichts an, womit man Bomben zünden kann!“ - Sie ließen ihn. Sein Tag heute ist wie jeder andere der letzen Jahre - er macht die Runde und erzählt: „Ich war der einzige, der einen dreizehner Schlüssel hatte. Um '70 rum muss es gewesen sein. Ein Jahr ging das, und trotzdem liefen die Reparaturen“. Und nicht nur abends nach Feierabend wurde gesoffen. Morgens um sieben ging einer mit dem Kasten los, zehn Fächer für zehn Flaschen Bier und eins für einen halben Liter Schnaps. Sie trafen sich am Tresen vom Werkzeuglager. Jeder hatte einen Satz Werkzeugmarken, Blechmarken mit einer Nummer und einem Loch. Für jedes Werkzeug gab es einen Nagel. Sie liehen die Werkzeuge aus, gaben ihre Marken ab und tranken das erste Bier.
Die Rente wird reichen, er hat mit 16 angefangen - über 40 Jahre mit Schichtzuschlägen.
„Finger weg!“ sagt er, wenn jemand seine Zigaretten berührt.

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