Wednesday, June 23, 2010

#197, Schwarz Rot Gold, nie gewollt

Die Deutschland-WM habe ich verpasst, 2006 lebte ich noch im Ausland. Wenn die Leute mir Unglaubliches aus diesem Sommer erzählen, muss ich es glauben. Auch so sind die Unterschiede augenscheinlich. Als ich zurückkam, galt die Deutschlandfahne auf Balkon oder Auto plötzlich nicht mehr als Fauxpas. Auch zwei davon gehen in Ordnung.
Die Deutschland-WM habe ich verpasst, ich bin immer noch weit davon entfernt, ein „entspannter Patriot“ zu sein, wie die Feuilletons nicht müde werden, uns seither zu betiteln: Ein Haus, in Deutschlandfahnen gewickelt, erfüllt mich noch immer mit  Unbehagen.
Der Grund dafür muss nicht unbedingt mit Dummheit und Gröhlerei zu tun haben, er kann auch einfach ästhetischen Ursprungs sein:
Die deutsche Fahne ist nämlich stinkhässlich.
Meine feinsinnige Freundin M. gibt mir Recht: Stell dir vor, wir hätten eine fröhliche Flagge, sagt sie. Am Telefon entwickeln wir den Plan, die Heimat zu verschönern. Es ginge ganz einfach.
Anstatt Vaterland-Blut-Glorie, anstatt der dicken Streifen, Ordnungssinn-Beständigkeit, wollte ich eine Flagge, deren Muster hüpft, wenn der Wind hineinfährt. Sich mit dem Auge kaum fassen lässt. Eine Fahne, die Frohsinn vermittelt und Mut und meinetwegen auch Feuerwerk. Die würde ich auch selbst auf den Reichstag stecken, in den hohen Himmel über Berlin.



No comments:

Post a Comment