Tuesday, June 22, 2010

#184, Nachspülen

Einen Geschirrspüler, erkläre ich gerne nachsichtig meinen um meine Freizeit besorgten Freunden, brauche ich nun wirklich nicht. Womit ich Recht habe, denn ich besitze nur fünf Teller, und um den Gebrauch eines Geschirrspülers zu rechtfertigen, müsste ich mir erst noch ein mindestens zwanzigteiliges Service zulegen. Was ich für einen Einpersonenhaushalt schlicht übertrieben finde.
Trotzdem freut sich mein bürgerliches Herz immer wieder, wenn ich bei Freunden eingeladen bin, die einen Geschirrspüler besitzen – wenigstens muss ich mir da keine Gedanken um ihren Abwasch machen.
Was die Freunde mit ihrem Geschirrspüler dagegen verpassen, sind die zehn Minuten am Tag nach dem Abendessen. Während wir die Vorspeise essen, macht L. einen Witz, über den ich am Spülbecken noch einmal grinsen muss. Während ich die Kartoffeln auflege, diskutieren wir darüber, ob ein selbstbestimmtes Leben möglich ist, ich sage nein, und am nächsten Tag fällt mir über den schmutzigen Tellern auch endlich das schlagende Argument für meinen Standpunkt ein. Die Weingläser nehmen wir mit ins Wohnzimmer, und während ich sie zusammensuche, stecke ich mir die letzte übriggebliebene Kirsche in den Mund und schmecke die Süße des Abends, gestern und heute. 

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