Friday, July 9, 2010

#199, Die Schöpfung streicheln

Mein Bruder hat mir seine Kamera geliehen, eine analoge Canon. Sie liegt gut in der Hand, hat das richtige Gewicht und scheint nicht allzu kompliziert.
Vor kurzem habe ich damit auch Fotos gemacht.
Es war an einem Morgen, im Bett, ein Morgen mit nicht allzu viel Licht. Ich konzentrierte mich auf Details, alles möglichst nah, alles möglichst groß, zum Anfassen beinahe, so wünschte ich es mir.
Ob daraus etwas geworden ist, kann ich nicht sagen. Der Film ist erst halb voll, und wenn ich eine ernsthafte Einschätzung meiner Arbeit vornehmen wollte, müsste ich eingestehen, dass die Mehrzahl der Bilder wahrscheinlich unterbelichtet und verwackelt sein wird.
Aber darum geht es gerade auch gar nicht. Denn was mir am Fotografieren schon immer am besten gefallen hat, das ist der Moment, wenn man den Auslöser drückt. Die Idee, richtig zu sehen. Einen Teil der Realität durch die eigene Aufmerksamkeit zu adeln. In gewisser Weise: Gott zu spielen, die Schöpfung zu streicheln.
Ich bin aber nicht jeden Tag in der Stimmung, Gott sein zu wollen. Es wird noch eine Weile dauern, bis der Film voll ist.
Und bis dahin erinnere ich mich an die wundervollen Bilder, die ich eines Morgens im Bett gemacht habe.

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