Saturday, July 10, 2010

#200, Doch!

Ich hatte gänzlich verpeilt, dass L. sich für dieses Wochenende zum Besuch angemeldet hatte. L. war völlig zu Recht stinksauer.
Natürlich entschuldigte ich mich, von Herzen auch, ich wusste selbst nicht, wie das zugegangen war. L. wurde weich, als sie meine Entschuldigung hörte, sie kann Aufrichtigkeit nicht widerstehen.
Sie wisse selbst, sagte ich weiter, dass ich eigentlich nicht so vergesslich sei, dass mir so etwas normalerweise nicht passiere!
(Ich dachte dabei an meine Arbeit, wie ich ganz verantwortungsbewusst immer pünktlich dort aufkreuze, immer weiß, was ansteht, immer die Kontrolle habe, mich immer beherrsche, mir selten, wirklich höchstselten, einmal Fehler unterlaufen. Ich fühle mich manchmal so pflichtbewusst, dass ich kotzen möchte, und dass ich mir den Nobelpreis schon deshalb geben würde, weil ich jeden Tag wieder dorthin gehe.)
- Doch, antwortet mir L. prompt. Eigentlich passiert dir so was ständig.
(Und sie denkt dabei an alle Flugzeuge, die ich verpasst habe, an meine Unfähigkeit, Lesungen und Urlaubstermine zu koordinieren, an sämtliche Situationen, in denen sich Probleme mit Bürokratie, Polizei und Ordnungsliebe hätten vermeiden lassen, wenn man ein wenig vorausschauender wäre, als ich es bin.)
Ich protestiere lachend und eigentlich froh darüber, von meinen besten Freunden als dämliches Schaf eingestuft zu werden.

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