Thursday, July 1, 2010

#199, Palmen

Wird ein Hotel gebaut, kommen die Bagger und graben die Olivenbäume aus. Ist der Pool fertig, kommen die Palmen. Die großen Palmen sind eigentlich ortsfremde Gewächse. Sie wachsen hier zwar, aber nur, weil sie gut bewässert werden. Erst nach vielen Jahren reichen die Wurzeln bis in Erdregionen, die feucht genug sind, um sie die trockene Zeit im Sommer überstehen zu lassen. Damit rechnet hier kein Bauherr mehr. Schwarze Plastikschläuche durchziehen den Boden um Parkplätze und Pools, und abends gesellt sich zum Zirpen der Grillen das Zischen der Bewässerungsanlagen. In einigen der neuen Hotels sind die Palmen bereits braun geworden, und zu den Plastikliegen gesellen sich schon die ersten Stümpfe. In die ganz neuen Siedlungsanlagen wurden gar keine Palmen mehr gepflanzt. In den Ruinen unfertiger Hotels wächst das Unkraut. Die Kräne sind längst abgebaut.

Die dickste Palme habe ich heute entdeckt, am Weg hinter dem Hühnerstall. Sie steht inmitten von Gestrüpp vor einer alten Finka, die langsam verfällt. Wer genauer hinsieht, bemerkt, dass die Sträucher mal zu einem Garten gehörten. Ihre Anordnung verrät Sinn für eine Landschaft, und auch im freien Wildwuchs zeigt der Garten Würde. Ich klopfe und warte bis der Fernseher leiser gestellt wird. Ich darf mich setzen.

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