Wednesday, July 28, 2010

#200, Der graue Mann, der Inselbändchen sammelt (Achim)

Wer hinein will, muss durch die Tür, und wenn die Tür sich öffnet, dann berührt sie das Windspiel, und wer am Schreibtisch sitzt, blickt auf.
Wie der graue Mann in den Laden kam, ist mir ein Rätsel. Ich bemerke ihn erst, als er direkt neben mir steht und um Verzeihung bittet: Er möchte die Inselbändchen ansehen, hinter mir, und möchte mich nicht erschrecken.
Sein dünner Anzug ist grau, sein Haar so wie sein Hemd in vielen Wäschen erblasst, nur seine Tasche ist schwarz, und so wie sie locker über der Schulter hängt wirkt das Schwarz wie eine strahlende, frische Farbe. Seine Finger fein, flink, unermüdlich: Sammlerfinger, jedem, der selber etwas sammelt, auf den ersten Blick vertraut. Er schaut auf den Schnitt, blättert von der ersten Seite direkt zur letzten, kramt in der Tasche nach einem Katalog, blättert erneut, genauer, und steckt ihn dann achtlos zurück, so wie ein Raucher, der sein Feuerzeug zurücksteckt, während er den ersten Zug macht. Erst vor kurzem kam ein Herr, bot seine tausend Inselbändchen an, verschenkte sie beinah, und war froh als er ging. Noch sind viele da, ich glaube der graue Mann ist der erste Sammler, der sie sieht. Ich wünsche ihm einen Fund!

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