Tuesday, July 13, 2010

#69, zart

Deshalb bereite ich so ungerne Fleischgerichte zu:
Kaum hat man sich auf den Balkon gesetzt, kaum in ein Gespräch vertieft, schon sind die Rouladen angebrannt.
Diesmal jedoch klingelte kurz nach dem Essen - In Deutschland macht man die Rouladen so - das Telefon, und schnell stellte sich heraus, dass die Rouladen tatsächlich unwichtig waren.
Wichtig dagegen war das Gespräch zuvor, beinahe intuitiv geführt, vielleicht das Letzte seiner Art und durchaus entscheidend.

2 comments:

  1. Es erreichten mich ernsthafte Zweifel über die durchschnittliche, mitteleuropäische Rouladen-Kochzeit. Stunden! brauche man für zarte Rouladen, der Passus mit "Kaum hat man sich gesetzt" müsse wohl poetisch verstanden werden, eine Andeutung dessen, was man meint, wenn man sagt: Bei einem guten Gespräch vergeht die Zeit wie im Fluge...
    Aber ich sage: Nein! Die junge, urbane Frau bedient sich nämlich schon seit Jahren einer Erfindung, die der der Waschmaschine in wenig nachsteht. Sie heißt: Schnellkochtopf. Und verkürzt die durchschnittliche, mitteleuropäische Rouladen-Kochzeit auf ca. 20 min. Was schnell genug ist, um danach so richtig kross anzubrennen...

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  2. Der Schnellkochtopf meiner Mutter war ein Monster, und immer wenn sie damit kochte, hatte ich Angst um sie, das Essen und die ganze Küche. Der Topf schien mir stets der Explosion nahe zu sein, zischte und spie Dampf, und nur weil meine Mutter mit dem Kochlöffel neben ihm Stand und bei Zeiten damit auf das sich aus dem Deckel streckende Ventil zum Druckausgleich drückte, fühlte ich mich sicher. Ich vermute, die Rouladen werden weich, weil sie dem Stress im Topf nicht gewachsen sind. Ich hätte die Küche lieber in Sicherheit gewusst und die Rouladen langsam geschmort gegessen. Ich habe Angst um urbane Frauen, die ohne Kochlöffel neben dem Topf stehen und die Rouladen anbrennen lassen - weiss der Teufel was im Topf abgeht, wenn das Gespräch auf dem Balkon die Zeit verrinnen läßt.

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