Thursday, September 23, 2010

#199, Integration und Ostereier

Bei der Integrationsdebatte der letzten Monate wird ein Aspekt außen vor gelassen, den aber auch nur begreifen kann, wer selbst schon einmal längere Zeit im Ausland gelebt hat: Erst wenn du nicht mehr Deutscher unter Deutschen bist, stellst du fest, wie deutsch du eigentlich bist.
Und sobald du deine eigene Identität gegen die vorherrschende Kultur der Anderen positionierst, überfällt dich plötzlich ein Heißhunger an Eigenem. Als ich in Spanien lebte, erwischte ich mich kurz vor Ostern dabei, wie ich in der Küche Ostereier färbte. Ich färbte Eier. Andere wollen eine Moschee.
Der Unterschied liegt darin, dass ich als Deutsche im Ausland vor allem positiven Vorurteilen begegne. Je weniger aber die eigene Nationalität im Gastland Achtung erfährt, desto größer ist mein Bestreben, das zu verteidigen, was meine Identität ausmacht.
Das ist so ähnlich, wie als Süddeutsche nach Nordwestdeutschland zu gehen. Dort begrüßte mich eine Gruppe von Freunden am Flughafen einmal mit einem extra komponierten Liedchen, dessen Refrain lautete: Die Bayern können bloß rauchen/ die Bayern können bloß fressen/ bei den Bayern... da hat man das Gehirn vergessen...
Gestern gab es daher fränkische Bratwürste. Mit Kraut. Kraut mag ich nicht besonders und Bratwürste sind mir eigentlich auch egal. War trotzdem fein.

2 comments:

  1. Gut gesagt! Ein Orts-/Perspektivenwechsel verändert immer auch die Selbstwahrnehmung. Wünschenswert für so manche(n).
    j

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  2. Ah! Dankeschön! Auch die Meinung eines/r Anderen tut manchmal gut!

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