Sunday, October 31, 2010

#162, Alternative Leben

O. ist 40 geworden, dabei sieht er aus wie 30. Das kommt vom jahrelangen Nicht-Rauchen und Orangensaft-Trinken. Auch ich habe darüber nachgedacht, ob das eine gangbare Alternative wäre, ein Leben jenseits der lauten Rockkonzerte, des Tabaks und des letzten Drinks, der immer der eine zuviel ist.
Deshalb war ich heute auf O.s Geburtstagsparty, die auf 11 Uhr vormittags angesetzt war, mitten im idyllischen Brandenburg. Wir haben Frisbee gespielt, Riesenseifenblasen gemacht, wir waren auf Schnitzeljagd. Die Atmosphäre war die einer freundlichen Familienfeier, allerdings ohne dass man zuvor die Familie gekannt hätte. Ich habe mich amüsiert.
Am Ende des Nachmittags musste ich allerdings einsehen, dass ich die Einzige war, die es trotz diverser Hunde und Kleinkinder geschafft hat, verstohlen mehrere Zigaretten zu rauchen und sich mit dem Glühwein, der wohl eigentlich nur zum Aufwärmen gedacht war, zu betrinken. Vielleicht bin ich noch nicht bereit für mein alternatives Leben, vielleicht wird mein alternatives Leben aber auch eher mit Rockmusik und alternierenden Lieblings-Drinks zu tun haben.

5 comments:

  1. Ganz egal, was Du darüber denkst. Ganz egal, wo und wie und überhaupt O. sein Glück gefunden hat, ich mag ihn nicht, diesen O.

    Ich bin, nach reiflicher Überlegung, in den Grundfesten meines "Ichs" davon überzeugt, Menschen die um 11h ihren Geburtstag feiern, mag ich nicht.

    Warum?

    11h ist keine Zeit um sich fallen zu lassen, ganz egal an wie viel Endorphinen man sich beim Frisbee spielen erfreut. Und wer sich durch Topfklopfen oder Ringelpietz mit anfassen glaubt fallen gelassen zu haben, soll dies gerne tun, aber ihm entgeht ein elementares Element der Ekstase, der Kontrollverlust.

    Trotz alledem: Ein Prosit auf die Selbst-verlogenen (nach der Rechtschreibkorrektur meines Computers auch die "Selbstvergessenen", denn ihnen ist das Himmelreich.

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  2. (Menno, man kann gar keine Rechtschreib- und Grammatikfehler redigieren)

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  3. Der Kontrollverlust als elementares Element der Ekstase... das klingt nach einem Thema, über das du länger nachgedacht hast.
    Um so erstaunlicher, dass du ihn weiterhin verteidigst, den Kontrollverlust. Ich habe in meinem Leben ziemlich oft die Kontrolle verloren und kann nicht behaupten, damit jemals ausgesprochen glücklich geworden zu sein.
    Aber wie du sagst: Jeder, wie er mag.

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  4. Klugscheißer (formerly known as Herr Nachbar)November 1, 2010 at 8:40 PM

    "έκστασις, ékstasis = das Außersichgeraten, die Verzückung; von εξíστασθαι, exhistasthai = aus sich heraus treten, außer sich sein"

    Wie soll man denn kontrolliert "außer sich sein"?

    Das der Kontrollverlust zwingen dermaßen zum Glück führt, hab ich nicht behauptet.

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  5. nun, vorstellbar wäre zum beispiel eine art des aus-sich.heraustretens, wie man das aus schweren fällen von verliebtheit kennt: da will man nicht bei sich bleiben, da will man aus sich heraustreten und alles hinter sich lassen, weil man einen anderen menschen plötzlich wichtiger nimmt als sich selbst.
    ein kontrollverlust ist das aber nicht, auch keine ekstase, nur ist das eigene eben nicht mehr das wichtigste auf der welt. (und die ekstase, die erlebt man dann hoffentlich im bett, weil man den richtigen adressaten für seine verliebtheit gewählt hat. wenn nicht, ist es wahrscheinlich auch mit der verliebtheit recht schnell wieder vorbei)
    erfahrungswerte, die kommen auch ohne griechische herleitung aus. :)

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