Wednesday, October 27, 2010

#200, Jäger und Sammler

Nun gut, auch das Jagen macht mir Spaß. Eigentlich aber bin ich ein Sammler, und auch das klingt noch zu sehr nach Vitrine und nach kleinen geschliffenen Glasfigürchen. Da ich im Erhalten von filigranem Dekorationswerk nie besonders gut war, möchte ich mich eher als Bewahrer bezeichnen.
Wenn ich Personen erst einmal Zutritt zu meinem Leben gewährt habe, möchte ich mir diese Personen bewahren. Soviel Arbeit, soviel Energie, auch soviel Vertrauen steckt in jeder Art Zwischenmenschlichkeit. Auch habe ich ein schlechtes Gedächtnis, und die besten Geschichten über mich erzählen immer meine Freunde.
Natürlich, manche Kontakte habe ich selbst abgebrochen. Und manche Beziehungen zu Frauen haben nach und nach aufgehört, weil uns die Themen ausgegangen sind. Die Männer dagegen: benutzen ihre Intuition, reißen sich einfach heraus aus dem feinen Gespinst, hinterlassen abgerissene Fäden, sind weg und betrachten dies als gerechte Strafe.
Manche jedoch geben sich auch irgendwann einen Ruck. Je nach Temperament kann das Monate dauern oder Jahre, aber manchmal, gegen Herbst, kommen sie wieder. Dann trudeln E-Mails ein aus Kreuzberg, Schweden oder Italien, und klammheimlich, bevor noch irgendjemand etwas merkt, verknüpfe ich flink die Fäden.
Hätte ich Figürchen, ich würde sie einfangen, abstauben, neu gruppieren und mich an ihrem Anblick freuen.

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