Sunday, November 21, 2010

#200, Ich bin Fußpflegerin.

Ich war Essen mit einem Freund, der aus Sardinien kommt. Den Sarden muss man Zeit geben, ihre Ideen zu entwickeln, das sagt zumindest er. Also höre ich zu und denke nach, zu welchem Schluss uns sein Mäandern bringen wird, und er hat Recht, am Ende ist seine These interessant. Nicht so dagegen seine italienischen Freunde, die kurz an den Tisch kommen, um sich selbst ein bisschen darzustellen, Parvenus nennt sie der Sarde, eingebildet nenne ich sie. Natürlich ist die Selbstdarstellung keine Eigenschaft nur von Italienern, statt national bedingt ist sie eher eine Eigenart von sozialen Klassen, vorherrschend vor allem unter Neureichen und jeglicher Form von Künstlern: Sofort Alles! aber auch Alles! über sich selbst in den Ring zu werfen, was auch nur halbwegs von Interesse ist. Mein Job! Mein Projekt! Meine Kontakte!
Eine natürliche Konversation, in der ein Thema zum anderen führt, ist undenkbar geworden, es fehlt die Zeit. Wer nicht Gefahr laufen will, ungehört zu bleiben, muss schreien. Für mich ist die Selbstdarstellung immer ein Ärgernis, wenn ich es tue, wenn ich es nicht tue, wenn es die anderen tun. Aber da ist der Sarde, und jetzt kommt da auch dieser Song aus den Kopfhörern: The age of understatement.

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