Friday, November 5, 2010

#200, Wer zum Teufel ist Juan Carlos?

Manchmal bin ich über meine eigenen klugen Einfälle überrascht. Ganz zu Beginn meines Erwachsenenlebens hatte ich ein neues Adressbuch angelegt, geordnet nach den Städten, in denen ich gelebt und wo ich infolgedessen auch Leute kennengelernt habe. Das hat sich als nützlich erwiesen. Seit mehr als zwei Städten allerdings habe ich mich damit begnügt, nur noch neue Zettel hineinzulegen: Ich habe einen Faible für Handschriften.
Heute machte ich mich daran, die Zettel durchzusehen. Ich habe Namen und Nummern, die ich nicht mehr zuordnen konnte, weggeworfen, andere eingeklebt, ergänzt. Mehr als um aktive Bekanntschaften, die ich anrufen könnte, handelt es sich dabei um Erinnerungen, um die Möglichkeit anderer Leben, hätte ich mich bei diesem oder jenem gemeldet, auch um Hochachtung vor bestimmten Personen, dazu eine Handvoll richtiger neuer Freundschaften.
Auch L. habe ich gebeten, seine Adresse aufzuschreiben. Natürlich hätte ich sie selbst eintragen können, nur wollte ich sie von seiner Hand. L. sah mich an mit diesem Blick, der mir zugute hält, dass ich eine Frau bin, oder Deutsche, oder insgesamt nicht ganz dicht, aber er tat, worum ich ihn gebeten hatte.
Endlich habe ich ein Zuhause gefunden für das kleine herrenlose Zettelchen, das er mir einmal auf dem Küchentisch zurückgelassen hat.

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