Saturday, November 6, 2010

#196, Der Blick auf den Fußballplatz (Achim)

Am liebsten sehe ich die Interviews: Gleich nach dem Spiel hält ein Reporter einem Spieler auf dem Weg in die Umkleidekabine ein Mikro vor die Brust, breit genug, um Reklame für den Sender zeigen zu können. Der Reporter stellt eine Frage, kaum zu verstehen im Kneipenlärm, der Spieler wischt derweil mit dem Trikot den Schweiß aus dem Gesicht, und spricht dann in lautem Ton etwas, das ich ebenfalls hier nicht verstehe. Ich liebe die Gesichter dieser beiden Menschen, des Reporters und des Fußballers. Der Reporter steht steif, achtet auf sein Mikro, sieht den Fußballer an, zeigt den Eifer eines untätig Begeisterten. Ganz anders der Fußballer: Sobald er spricht ist er wieder auf dem Platz. Er richtet seinen Blick in die Ferne, seine Augen sind unruhig, so, als suche er Anspielmöglichkeiten, um den Ball möglichst schnell wieder abgeben zu können. Passspiel nennt sich das: Der Ball ist schneller als der Spieler, und ohne Ball läuft der Spieler schneller als mit Ball. Wer nicht abgibt verdirbt den Angriff. Hinter ihm verschwindet die Mannschaft in der Dusche. Der Reporter muss sein Mikro gut festhalten, um noch einen weiteren Blick auf den Platz einfangen zu können. Ich fiebere mit ihm.

1 comment:

  1. sehr schön finde ich auch, echte fans beim spiel zu beobachten. erwachsene männer, väter, bekommen nasse hände und werden ganz aufgeregt. das ist meiner meinung nach die große errungenschaft des fußballs: männer zu sehen, die ihre verteidigungsmechanismen für 90 min gänzlich fallen lassen.

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