Monday, December 6, 2010

#161, Helden der Arbeit

Vor allem an Montagen wird es geradezu unerträglich, dieses Aufstehen. Noch mit der Wärme einer langen Sonntagnacht im Rücken sitze ich am Frühstückstisch, halte die kalten Hände um den Kaffee verschränkt und rauche. Ich bin verzweifelt, ich frühstücke nicht, aus Verzweiflung, ich rauche. Ich bin nicht für die Erwerbstätigkeit geboren, mir fehlt jegliches Talent zum Pünktlichsein. Ich frage mich, wie es soweit hat mit mir kommen können: Am Montagmorgen, und den Tag darauf, und den Tag darauf und noch mehrere Tage darauf am Frühstückstisch sitzen und sich den Abend herbeiwünschen. Lu mir gegenüber sieht ebenfalls nicht besonders frisch aus, die Haare hängen ihm noch ungekämmt ins Gesicht, aber meine Verzweiflung teilt er nicht. Es geht ja nicht nur dir so, meint er. Da hat er Recht. Ich sehe mich eintauchen in die graue Masse der Erwerbstätigen, wir drängen in die Metro, den Bus, den neuen Tag, die neue Woche, die wie die Woche zuvor sein wird, und seltsamerweise tröstet mich das.

2 comments:

  1. Hej, heute ist doch der 6.12, Nikolaustag. Du hättest in Deine Stiefel gucken sollen, nicht missmutig am Tisch sitzen. Es war nicht ein Montag wie jeder andere! R

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  2. Ganz meine Rede, rf.
    Da war nämlich sogar was im Stiefel, das Du vor lauter Grumelei übersehen hast.

    Tsss...

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