Tuesday, December 14, 2010

#199, Einmal nach Much fahren (Achim)

Eigentlich habe ich keinen Grund, nach Much zu wollen. Much ist eine Kleinstadt östlich von Siegburg, mitten in bewaldeter Hügellandschaft, und wer von dort in die Stadt kam hatte seinen Ruf: „us de Strüch“ sagt mein Vater, er kommt aus den Sträuchern des rheinischen Hinterlandes. Oft saß ich im Bus nach Much. Am Bahnhof von Siegburg bei Bonn stieg ich ein, zusammen mit immer denselben Fahrgästen, um bald schon im Wald wieder auszusteigen, und lief noch zwei Kilometer auf Waldwegen bis zu einem Wasserwerk - einer Frau wegen, die dort wohnte. Während ich schweigend meinen Schritten folgte saß ich im Geiste noch im Bus und fuhr mit den Pendlern bis zur Endstation, und am Wasserwerk angelangt waren die Leute aus Much noch lange nicht zu Hause, sahen aus dem Fenster und ließen die mir so fremde und ihnen vertraute Landschaft vorbeiziehen. Ich suchte nach Gründen auch bis nach Much zu fahren, fragte, ob jemand jemanden kennt, fand nichts und sah dem Bus nach. Und diesen Winter will ich auf eigene Faust nach Much fahren, dem Schein nach die Haltestelle verpassen, ebenso scheinbar gelassen aus dem Fenster sehen und verschwiegen die Spannung genießen, die die Fahrt durch die Sträucher verspricht.

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