Saturday, January 29, 2011

#177, Auf Buchstaben pusten (Achim)

Ich habe Johannes besucht, in einer Galerie sitzt er an einem winzigen Schreibtisch, wie ein Ausstellungsstück das die Besucher seiner Bilder neugierig beäugt – um ihn herum beängstigende Tuschzeichnungen, schwarz, grau, mit Schrift durchsetzt und Gesichtern, die aus Fotos in die übermalende Farbe drängen, Schrift in Buchstaben die einzeln gemalt sind, sich verkanten und fügen, voller Haken, teils nur Symbole, Gestalten, bepustet, wie er sagt, als die Farbe noch tropfnass war, so dass sie ausfransen und in das Bild wandern. Ich kenne Johannes und ich weiß wo er war, als er die Buchstaben bepustete, er hat es mir erklärt, und ich stelle mir vor wie er gebeugt über dem Papier hing, pustete und pustete, den Schwindel erlebte, Pausen machte, die Bilder trocknen ließ und schließlich zeigte – vor vielen Jahren. Die Bilder bleiben hier, sagt er, jemand kümmert sich um sie, er hat genug. Die eine Wand hier ist rosa, er wollte das so, der Rest der Galerie bleibt weiß. Er fragt: Wie findest Du die Farbe? Ich liebe rosa, sagte ich ihm, und freue mich über seine Wahl.

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