Saturday, January 22, 2011

#200, Nachtrag Cuba: Bevor man ankommt

Wer reist, wappnet sich – denn er weiß, dass es gilt, Unbill zu überstehen. Die Verspätung, die unbequemen Sitze, die aberwitzigen Schlangen vor der inmigración: all das nahm ich, als erfahrener Kosmopolit, mit Humor.
Als ich meinen Rucksack neben dem Gepäckband liegen sah, hätte mich der penetrante Geruch nach Olivenöl freilich warnen können. Aber ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass irgendein Trottel ein Bataillon von Olivenölflaschen in seinem Gepäck versteckt hatte, das dann natürlich beim Transport zerbrach. Mein Rucksack war in Öl eingelegt und zog wie eine Schnecke eine glitschige Spur hinter sich her, als ich ihn vor den Flughafen schleifte. Da war nichts zu machen: Eben noch erfahrener Kosmopolit, war ich jetzt bloß noch eine stinksaure Touristin, das Olivenöl hatte sich fest mit der Erschöpfung verbacken und führte dazu, dass ich von Kuba schon genug hatte, bevor ich die Insel überhaupt betrat.
Wir nahmen ein Taxi in die Stadt, Habana, die ich mir lange vorgestellt hatte, konnte mir egaler nicht sein. Wir kamen durch eine Favela, die meine Stimmung nur versinnbildlichte. Dort auf der Veranda probten zwei zwölfjährige Mädchen in kurzen Hosen eine Art Synchrontanz. Sie lachten und stubsten sich gegenseitig.
Ich atmete tief ein: Jetzt konnte es losgehen.

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