Tuesday, February 1, 2011

#200, Der Barbier von Lissabon (Achim)

Kai erzählt die Geschichte der unruhigen Hand, ein echter Klassiker! Er ist betrunken und muss sie erzählen, ich habe keine Wahl und höre ihm zu. Der Barbier von Lissabon war 85, arbeitete in einem Herrensalon, in Lissabon, kein Frisör, nein, ein Barbier mit feinen Händen, die immer frisch gewaschen wirken. Auch in dem Alter noch steckt er in seinem Kittel wie im Frack, und mit sanft erhobenen Armen kam er mir näher und er seifte mich ein, schärfte die Klinge, sie zittert in der Hand, einen Zentimeter hat er noch, und so er den Hals erreichte wurde seine Hand ruhig und ich atmete durch, als kein Blut den Schaum verfärbte. Die Rasur war aller erste Sahne, ich kann Dir sagen, nie wieder habe ich so geschwitzt unter dem Schaum, und nie wieder fühlte ich mich derart Frisch nach der Rasur, ein Meister, ein Handwerker, einer, dessen Arbeit jeden Preis Wert ist. Er will eine neue Zigarette anzünden, sucht nach Feuer, und ich zeige auf die, die er noch zwischen den Fingern hat und beim Erzählen vergaß und sicher noch zwei Züge hergibt. Sein Kopf dröhnt, ich kann es sehen, denn er drückt ein Auge zu, um den Ascher zu treffen.

1 comment:

  1. wunderbar, der text. (und wenn ich zuerst beunruhigt an sweeney todd denken musste, liegt das daran, dass ich zu viele filme dieser art gesehen habe)

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