Friday, May 7, 2010

#172, Licht über Lande

"Kann ich die Bücher, die Sie nicht kaufen wollen, hier lassen?" Es folgt ein strenger Blick des Nachdenkens, dann ein Nicken und eine Handbewegung, die genug sagt. Der Karton auf dem Boden bleibt im Laden.
Ich bücke mich und krame in den Büchern. Ein Band fällt mir in die Hand: Jacobsen. "Ich weiss, was passieren wird!" sage ich zum Antiquar, und er gibt dem Buch die Chance, gleich einer Wette, um die ich bitte.
Eine Woche später kommt ein junger Mann, eine Frau hat ihm die Briefe an einen jungen Dichter geschenkt, Rilke, er sucht mehr Rilke, und vielleicht Jacobsen? Er fragt gezielt und verlegen. Blind greife ich ins Regal und sehe, wie er blättert und versinkt. Ich seufze, als er den Laden verlässt. "Licht über Lande" - drei Worte, vielleicht noch ein paar mehr, die ich vor Jahren bei Jacobsen gefunden haben muss - jetzt auf der Straße fallen sie mir wieder ein. Und während ich aufblicke und spazierend dem frischen Grün der Bäume zublinzele, wiederhole ich immer und immer wieder den Vers.

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