Monday, June 21, 2010
#197, Die Spatzen fressen die Mäusegerste
Früher hat sie das alles mal gelernt, erzählt sie, um es den Kindern beizubringen, aber über die Jahre wurde das Wissen aus den Lehrplänen gestrichen. „Das steht jetzt alles im Internet“ hat man ihr gesagt – das war vor 10 Jahren. Am Zaun wachsen Geranien, groß wie Buchsbäume. „Hier das hier, das ist Mäusegerste“, erklärt sie, „die Spatzen kommen und fressen die Körner“. Und das hier ist falscher Pfeffer – er sieht aus wie echter Pfeffer, nur ist er ungenießbar. Dafür ist die Pflanze schöner. Häufig ist es so, dass Pflanzen, die nur im Namen einen Nutzen erwarten lassen, eine besondere Schönheit zeigen. Die Natur ist wunderbar, deswegen haben die Könige Gärten um ihre Schlösser. Ich berühre einen Busch, dessen Blätter mir bekannt vorkommen und erwarte eine Reaktion. Die Blätter schlossen sich nicht. Mimosen, erinnerte ich mich und wunderte mich. Drei Sorten zeigte sie mir, alles Mimosen, die in Wahrheit Akazien sind und nur Mimosen genannt werden. Nur die echte Mimose ist empfindlich. Man muss die Pflanzen gezeigt bekommen und gesehen haben, um sie zu erkennen, sagt sie, sonst nützt alles Wissen nichts. Die Mäusegerste wächst noch, doch die Spatzen sind schon da, gleich im Nachbarbusch und warten vergnügt.
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