Saturday, June 19, 2010

#194, Wind und Meer

Einmal, später, möchte ich mit meinem Kind am Strand stehen und seufzen. Noch fehlt das Kind, der Strand ist schon da. Ich vermeide es, zu lange dort zu stehen und im Rauschen der Brandung meine Unruhe und Ungeduld zu verwirren.
Hinter mir liegen die Pärchen, auf dem Bauch und auf dem Rücken. Ein paar Männer werfen Bälle und allerlei anderes Spielzeug über ihre Körper. Manchmal treffen sie jemanden. Der Getroffene hebt den Kopf, sieht sich um und dreht sich vom Rücken auf den Bauch. Vor mir stehen die Alten, die Knie knapp im Wasser, unterhalten sich, blinzeln je nach Stand der Sonne, und genießen den kühlen Wind, den das Meer an Land und immer nur dorthin trägt – ganz gleich wie die hohen Wolken ziehen.
Ich achte auf meine Füße, denn der Saum der Brandung ist in Bewegung. Die eine Welle kommt weit und schießt im letzte Moment bis an die Zehen heran, die nächste bleibt wider Erwarten zögerlich oder verkrümelt sich im Schaum ihres zurückfließenden Vorgängers. Ich fühle mich beobachtet, ein scheuer Mann am Meer macht misstrauisch. Ich drehe mich um, und den Wind jetzt im Rücken entschließe ich mich, morgen wieder zu kommen.

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