Sunday, August 22, 2010

#200, Von der Unverhandelbarkeit alter Feindbilder

Nach der Schule habe ich einen Gestaltungskurs namens Werkbund gemacht. Das war eine Art Auffanglager für alternativ gestimmte Kinder von Besserverdienenden, die keine Ahnung hatten, was zum Teufel sie mit ihren Leben anstellen sollten. Natürlich, ich generalisiere.
Hauptziel des Werkbunds schien es, Reihungen zu propagieren. Wenn man nur eine einzige Sache machen wollte, war das schlecht. Immer musste es mindestens ein Davor und ein Danach geben. Nach einem halben Jahr hatte ich die Schnauze voll von Reihungen, ich machte nur noch einzige Sachen. Am besten gegenständlich, da resignierten die Lehrer völlig.
Am schlimmsten waren aber die alternativ gestimmten Mädchen, die jede Äußerung des Lehrkörpers enthusiastisch aufnahmen und sogleich in der nächsten Arbeit umsetzten. Die fanden immer alles „total geil“.
Gestern habe ich zwei Mädchen getroffen, die den Gestaltungskurs im Jahr nach mir gemacht haben. Das war natürlich ein Zufall! Was für ein Hallo! Und wie hieß noch mal! Dann machte ich einen Witz über Reihungen. Den verstanden sie nicht, weil sie den Werkbund immer „total geil“ fanden. Das Gespräch war für mich beendet, intuitiv abgebrochen. Meine Begleitung, die kein Wort verstanden hatte, fragte mich danach: Und was hattest du eigentlich mit diesen beiden Tussis zu tun? Gar nichts, antwortete ich.

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