Friday, September 17, 2010

#183, Nachtrag Griechenland: Nephele

Der Himmel über Berlin (der so oft beschrieben wird, von Neruda, Wenders, Brecht) ist grau und wolkenverhangen. Mit dem Flugzeug durchbrechen wir wenig später die Wolkendecke und von oben betrachtet fällt es mir so schwer wie eh und je, eine simple Erklärung zu akzeptieren: Wasserdampf.
Denn über den Wolken scheint die Sonne, sie wirft Schatten, und die Wolken sehen wirklich aus wie weitläufige Landschaften, mit Bergen und Tälern und Ebenen, und wem das jetzt wie ein Gemeinplatz wirkt, der hat eben zuviel gelesen, Neruda, Wenders, Brecht. Für mich sieht das da unten eindeutig aus wie eine Sahnelandschaft, wie Kissen, die Nationen bilden, wie Schneeformationen und auf jeden Fall wie etwas, auf das man den Fuß stellen kann und hernach in die Harfe greifen, Halleluja, hier oben scheint die Sonne!
Alles, beinahe alles scheint mir erklärbarer als: Wasserdampf.
Zwei Stunden später sind wir da, und ich blicke nach oben, potzblitzblau, ich sehe keine einzige Wolke. Dass der Wasserdampf so schnell verdampft sein soll, scheint mir unmöglich. Ich denke, jemand mit so einem Hunger wie dem meinen hat einfach den ganzen Himmel leer gegessen.

No comments:

Post a Comment