Thursday, September 16, 2010

#198, Die Schönheit moderner urbaner Frauen (Achim)

Manchmal sehe ich Frauen, die mit schnellem Schritt ihr offenes Gesicht durch die Straßen tragen und dann doch an der nächsten Ecke sicher die Treppen des U-Bahnschachts finden. Wenn ich auf der Mauer sitze, folge ich ihnen ein Stück. Sie kommen von links, fahren durch das Gemüt wie der Wind, der in die Blätter greift, halten den Blick eine Weile gefangen, ziehen ihn mit an mir vorbei, von Baum zu Baum, und lassen ihn irgendwo hinter sich wieder abfallen. Ich wende den Kopf und sehe schon eine neue kommen, die meinen Blick zu fangen vermag.

Würde ich nicht auf der Mauer sitzen und ausharren, so würde mich ihre Erscheinung arg verwirren. Nur daran zu denken, wie sie mit schnellem Schritt dem, was sie sehen, freundlich entgegentreten, lässt mich im Geiste taumeln. Ganz ähnlich sehe ich in den Schnee: Ich halte einige der tanzenden Flocken im Blick, senke mit ihnen mein Haupt, belasse die übrigen im Hintergrund, und so wie ich den Kopf wieder hebe, fallen sie frei zu Boden. Die Einladung zur rasanten Fahrt des Blicks macht sie schön – und würde ich nicht auf der Mauer sitzen und zusehen dürfen, so wäre ich längst in einer Raserei gefangen.

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