Monday, September 6, 2010

#197, Nachtrag: Those were the days my friend

Bei uns im Dorf gab es früher noch einen richtigen Bäcker. Also einen Laden, in dem man drei Sorten Brot, Kirschtaschen, Puddingplunder und zu Fasching Krapfen kaufen konnte.
Jeden Tag ist der alte Bäcker in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, um für uns Nahrung herzustellen. Die Brötchen waren ewig frisch, der Puddingplunder keine weiße Matsche, auf der fingerdick die Zuckerglasur liegt. Und es war noch die Zeit, als man einen Unterschied schmecken konnte zwischen den Sachen, die unser Bäcker morgens verkaufte und den Backartikeln aus dem Nachbardorf.
Jeden Sonntag hat meine Mutter dem Bäcker den Fehdehandschuh hingeworfen, als sie sagte: 10 Brötchen, bitte! Da stellte sich der Bäcker taub, 10 WAS? 10 Semmeln mächadst?
Da nickte meine Mutter gottergeben, bestellte weiter: Und 3 braune und 1 weiße Breze.
Die weiße Breze war für mich. Die weiße Breze war nicht aus Laugenteig, und sie hatte feines Salz anstatt des groben.
Ich erinnere sie als relativ trocken und hart, vielleicht war die Erfindung unseres Bäckers noch nicht vollständig ausgereift. Aber die weiße Breze gab es nur bei uns im Dorf, das war mir schon als kleinem Mädchen klar. Heute denke ich die weiße Breze wie sagenumwoben, wie Einhorn, Traumprinz oder Schneekönigin.

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