Wednesday, September 1, 2010

#200, Liebeserklärung um Viertel vor neun

Ich kenne das Personal der Metrostation Rosenthaler Platz recht gut. Der junge Punk, der jeden Morgen auf der Treppe hockt, grüßt mich seit einiger Zeit.
Es gibt auch eine Bäckerei dort, jede zweite Woche hat ein hübsches dunkelhaariges Mädchen die Frühschicht. Ich mag das Mädchen, obwohl die Bagels nie fertig sind, wenn ich vorbeikomme, dann kaufe ich eben etwas anderes.
Auch, als ich mich vor kurzem im Tresen verhakt hatte, kam sie mir nicht zu Hilfe: Dit krieg ich ooch nich uff! meinte sie achselzuckend, ich habe mich dann selbst befreit. Flott ist sie nicht, freundlich auch nicht, deshalb sympathisiere ich mit ihr: Ich würde ihren Job genauso machen.
Heute war sie kaum dazu zu bewegen, mir überhaupt irgendetwas zu verkaufen. Nicht mal herankommen wollte sie. Als ich um die Ecke schaute, sah ich auch den Grund: Da lümmelte ein junger Mann am Bistrotisch, wahrscheinlich einer von denen, die die U-Bahnen reparieren, jedenfalls trug er eine orange Weste mit Streifen. Verdammt hübsch war er, der junge Mann, groß und breitschultrig. Und vor ihm, auf dem Bistrotisch, lag ein riesiger Strauß roter Rosen.
Die beiden sind ein Traumpaar, vor dessen Pracht ich mich nur verneigen konnte: Ich ging ohne meine Müslistange.

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