Sunday, September 19, 2010

#200, Nachtrag Griechenland: Die Ehre des dicken Mannes

Die Großmutter lag schon am Strand, als wir kamen, ihre riesigen Brüste sehen aus wie zwei rote Gummibälle, die jeden Moment davonhüpfen könnten. Es tritt jetzt auf die griechische Großfamilie: Zuerst der ältere Möchtegern-Schönling mit Pferdeschwanz (und Goldkettchen) samt blondierter Frau und zwei Kindern. Danach eine Extra-Frau, blass und mit unvorteilhaftem String. Alle sind deutlich übergewichtig, das Ausziehen gerät in Körperfalten, alles scheint sich hier in Falten zu legen, Fleischpartien stoßen aufeinander, die normalerweise durch mehrere zwanzig Zentimeter voneinander getrennt sind.
Als Nachzügler stapft nun auch der jüngere Bruder zur Familie, der Ehemann des pastellfarbenen Tangas. Ist der Rest der Familie samt den dicklichen Kindern nah an der Grenze zur Karikatur, ist der jüngere Bruder ein ganzes Stück darüber hinausgeschossen: Er ist eine Witzfigur. Er sieht aus wie Mr. Bean in fett und kahl, er läuft wie eine Ente, seine Badehose trägt er fast bis zum Hals hinaufgezogen.
Dann aber steckt er sich eine Zigarette an und läuft hinein ins Meer. Mit dem Wasser bequem bis zur Brust steht er da, sieht sich um, raucht. Es ist eine Geste mediterraner Männlichkeit, die ich lange schon nicht mehr gesehen habe. Und ich freue mich mit ihm, dass er sie wiederentdeckt hat.

No comments:

Post a Comment