Wednesday, October 6, 2010

#171, Reisegefährten

Vor mir sitzt ein recht ruhiger Graf Dracula. Daneben ein Vampirmädchen, eher Twilight als Bram Stoker, und von ihrem Sitznachbarn will sie sowieso nichts wissen. Sie genießt stattdessen die fünf Minuten Aufmerksamkeit, die ihr das Einsetzen des viel zu großen Vampirgebisses einbringt. Das Gebiss verleiht ihr eher das Aussehen einer Zombie-Bulldogge, die Hexe und die Prinzessin auf dem Sitz nebenan gruseln sich trotzdem. Es ist eine fröhliche Art, sich zu gruseln, begleitet von Anstupsen und Kichern, so, wie sie sich auch über einen toten Vogel gebeugt hätten.
Die Kinder sprechen Deutsch miteinander, auf einem recht guten Niveau, obwohl es für die wenigsten von ihnen die Muttersprache sein dürfte. Was sie außerem verbindet, ist die fiebrige Aufregung, unterwegs zu sein.
Auch ich bin unterwegs, im Gegensatz zu den Kindern aber kenne ich bereits mein Ziel. Und trotzdem lasse ich mich anstecken von ihrer Munterkeit und ihren großen Augen, ganz so, als stünde die Welt noch offen, als wären noch alle Entscheidungen denkbar und hinter jeder geschlossenen Türe noch ein Geheimnis zu entdecken.

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