Monday, November 15, 2010

#178, Tänzer/Wörter (Continu)

24 Tänzer, Männer und Frauen, die über die Bühne fegen, um sich kurz darauf in einer Ecke zu einem Nukleus von höchster Dichte zusammenzuballen. 24 Tänzer, die leiden, einander begehren, alleine stehen, sterben, die zusammenfinden wollen und scheitern; sie scheitern, sie scheitern. In ihrem Verlangen, nicht im Ausdruck.
Die Schönheit dieser Körper, die über sich selbst nicht hinauskönnen, liegt im Akzent einer Armbewegung, einer Drehung um die Körpermitte. Die Genauigkeit, mit der eine Emotion, ein Zustand sich selbst durch die kleinste Bewegung noch ausdrücken lassen, hinterlässt mich sprachlos. Welches Wort sollte ich der Zartheit geben, mit der sich am Ende zwei Tänzer finden, vorsichtig, in die Brüchigkeit des Anderen hineinsehend und ihn stützend, wie sollte ich das nennen?
Ich arbeite mit Wörtern, und selbst dort, in meinem Metier, gelingt mir oft wenig, weil ich Halbfertiges stehen lasse, nicht auf den Grund dessen komme, was ich sagen möchte. Könnte ich einen Satz schaffen mit 24 Wörtern, die so präzise eins hinter dem anderen stehen wie diese Tänzer, einander bedingen, in jedem Schlingern einen Ausdruck bergen, ich hätte alles gesagt.

2 comments:

  1. nicht benenn-, aber doch beschreibbar. und das machst du hier wirklich schön.

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