Sunday, November 14, 2010

#198, Gezeiten

Wir wollten uns an der Station Warschauer Straße treffen. Ganz gegen meine Gewohnheit komme ich zu früh, sie dagegen werden, wie immer, zu spät kommen. Ich richte mich auf eine längere Wartezeit ein, hole mir einen Kaffee, setze mich auf ein Geländer und sehe nach außen. Der Blick die Gleise entlang Richtung Ostbahnhof ist vielleicht einer der wenigen überhaupt großstädtischen Berlins. Da sind ein paar Hochhäuser, der Fernsehturm, die beleuchteten Schilder verschiedener großer Ketten, an und für sich hält sich die Großstädtischkeit auch hier in Grenzen. Vielleicht empfinde ich es nur so, weil ich geistig den Blick von der Oberbaumbrücke summiere, und alles zusammen gibt diesen Eindruck von Stadt.
Ich rauche eine Zigarette, Leute tauchen aus dem Dunkeln auf, in Gruppen, und teilen sich vor dem Geländer in zwei Ströme, die links und rechts von mir vorbeirauschen. Bisweilen werde ich von Wogen überrascht, die sich hinter meinem Rücken auf die Stufen ergießen, immer wenn eine Bahn angekommen ist. Über allem liegt The Notwist, so wie ich sie aus den Kopfhörern höre.
Und was ich da empfinde, während ich ruhig auf dem Geländer balanciere, rauche, Menschen betrachte und über die Stadt sinniere, ist das völlig unsinnige Gefühl von Freiheit.

2 comments:

  1. das typische warschauer-/oberbaumbrückengefühl, finde ich. die aussicht machts.
    j

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  2. :)
    welche anderen großstädtischen aussichten gibt es? fällt euch noch eine ein?

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