Tuesday, November 23, 2010

#200, Großstadtdschungel

A., die in Hamburg zu Hause ist zwischen Schanzenviertel und St. Pauli, war zu Besuch, bei mir in Neukölln. So ganz versteht sie nicht, was ich an meinem Viertel finde: Ja, der Kanal, sagt sie, ja, die Bäume, jaja, aber so richtig zentral ist das hier nicht, das sagt sie auch. Ich erkläre, dass ich ein Problem habe mit dem Konzept Kiez-Straße, wo alles fertig und abgesteckt ist und nur darauf wartet, dass du kommst und irgendwo dein Geld lässt. Hier bin ich dabei, sage ich, während sich alles noch entwickelt, und klar, ich reiße nicht vor Begeisterung die Arme in die Luft – aber ich spreche deutlich schneller.
A. sieht mich an, mit einem Blick, den ich übersetzen kann: Bist du nicht etwas zu alt für die Studentenszene? Was willst du auf Partys mit lauter 20-Jährigen, die davon erzählen, wie kreativ sie sind? Meine Arme, die ich nicht vor Begeisterung in die Luft gerissen habe, pendeln jetzt etwas ratlos an mir herunter. Ich begleite A. zur Metro. Kurz vor dem Broschek hebe ich einen der beiden, den rechten, doch noch über meinen Kopf, ich zeige in einen Baum. Dort in einer Astgabel hängt ein riesiger Stoffleopard, zufrieden und satt.

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